zur Titelseite
alle Tageswanderungen
Nr. 494
Tageswanderung Tessin
Leventina
Webcam Leventina
Schwierigkeit: sportlich, T2
Einkehrmöglichkeit: Dalpe, Gribbio, Ces, Chironico
Anreise: Bahn nach Airolo
Postauto Airolo - Dalpe Villaggio -(Fahrplan)
Rückreise: Postauto Chironico - Lavorgo - Faido
Bahn ab Faido
Wanderlandkarte
zur Detailkarte, gezeichnet mit SchweizMobilPlus

Dalpe - Alpe Piota - Gribbio - Ces - Chironico

Ein Bericht von Henrik Silberstein, August 2009 - herzlichen Dank!
 
Diese Wegbeschreibung stammt nicht von der Wandersite und wird ungeprüft publiziert.
 

5h30, aufwärts 810m, abwärts 1220m
Dalpe Cornone 1187m - Cascina Géra 1410m - Alpe Piota 1680m - Gribbio 1265m (2h45) - Ces 1446m (1h15) - Chironico 782m (1h30)

Blick auf den Campo TenciaDalpe mit Pizzo Campo Tencia, rechts die Bushaltestelle CornoneIn Dalpe setzten wir uns ins Hotel des Alpes auf die Terrasse und genossen einen feinen Startkaffee. Am Dorfladen von Dalpe vorbei beginnt der gemeinsame Pfad: Campo Tencia und Chironico. In Piumogna dröhnte uns HeavyMetal entgegen und es roch nach Alkohol, junge Ticinesi bauten ein Pyramide aus Dosenbier auf, wir spekulierten auf ein Sommerfest, fragten aber nicht nach. Beim Punkt 1399 ist der gleichnamige Bach zu überqueren, man gelangt auf den ausgezeichnet signalisierten Pfad an  Cascina Géra vorbei und steigt steil hinauf Richtung "Alpe Piota": Lärchen, Föhren, reiche Flora und zahlreiches Vogelgezwitscher begleiteten uns, noch war Claudia nicht im Steige-Rhythmus - ich umso mehr. Bald brannte die Sonne, es war zwischenzeitlich 11 Uhr.

Die Alpe Piota empfing uns mit dösenden Säuli im Vorgarten des Wohngebäudes, die Stallungen waren leer und am Brunnen durften wir unsere PET-Flaschen mit kühlem Nass füllen. Kurz bevor hier der Saumweg mit den Granitplatten beginnt und hinunter zum Hochmoor von Gribbio führt, entschieden wir uns für die erste Rast - Claudia hatte Heisshunger.

Plötzlich rissen die Wolken auf auf dem Gegenhang der Leventina zeigte sich das Rheinwaldhorn ganz kurz unverhüllt. Der Weg nach unten nach Foppa verlangte Aufmerksamkeit, noch waren die Platten nicht ganz trocken. Die Weiden werden hier bestossen, zwischen Foppa und Gribbio wurde auf den Parzellen gerade das Gras geschnitten. In Gribbio setzten wir uns auf eine Bank an der Kirchenmauer und hielten nochmals Rast. Der Blick schweifte in die Höhe gegenüber - entlang der Wuchtigkeit dieser fast hängenden „Gärten“ des Vallone di Gribbio und darüber thronte der Pizzo Forno.

Der nächste Abschnitt verhiess 55 Minuten Gehzeit, man quert die steglose Gribbiasca, ein wüstes Durcheinander liegt hier verstreut herum wie Äste, zerbrochene Büsche und enorm viel Geröll - die Vermutung liegt nahe, dass das die Überreste einer Lawine sind, dieses Winters. Es steigt ziemlich an, kaum Serpentinen, die WSL (Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) betreibt hier auf 1350m ein Forstprojekt mit dazugehörender automatischer Wetterstation; etwas weiter oben ein Findling, von wo man den Blick hinüber nach Gribbio erhält und weiter entfernt der Pizzo del Sole (?).

Die letzten Meter, bevor man ins Freie tritt, wandert man durch etwas Düsternis einer Monokultur und wird geblendet von Helligkeit der gerodeten Fläche um Ces, wir glaubten uns in die Lüneberger Heide versetzt, es fehlten lediglich die Heidschnucken! Der Wind frischte erneut auf und es lag auf diesem Flecken ein beinahe mystische Ruhe, der Weiler wirkte unbewohnt, doch ein Kamin entliess eine schwache Fahne. Wir hofften hier Käse und Tee kaufen zu können, immerhin verhiess dies die Internetseite von Ces: https://www.cesnet.ch. Ein Plastikschild wies den Weg zum Produzenten - doch wir fanden ihn nicht sofort: von Aussen war diesbezüglich nichts zu lesen, wir klopften an die Tür: „doch wir könnten hier Tee trinken, Käse hätte er keinen mehr und ja, Joghurt könnten wir sicher haben“. Der Tee mundete herrlich und das Joghurt nature war sensationell. Christian und Sabine sind bald 20 Jahre hier oben, wohnen ganzjährig auf Ces, produzieren für die BioKnospe, es hat auch Ferienwohnungen und ein Gruppenhaus. Es gibt eine Materialbahn, Natelverbindung und einen Festnetzanschluss! Und es gibt Abgeschiedenheit im Quadrat: wer hier dies sucht, MUSS zu Fuss hinauf und hinab, im Mittel 1 ½ Stunden pro Weg, der teils sehr steil ansteigt...Wir verweilen eine ganze Stunde - ich bin wie entrückt ab diesem Ort, und überlasse Christian einen kleinen Obulus zuhanden der Stiftung. 

Im Hinterkopf tickt der Busfahrplan, den es einzuhalten gilt: wir brechen auf und es gibt nur eine Richtung....Chironico zu erreichen, wenn’s geht um 17 Uhr. Doch die 1 ¼ Stunde, die der Wegweiser verheisst, ist typisch Tessin. Wir brauchen fast zwei Stunden und unterwegs beginnt Claudia zu leiden. Statt 500 HM sind es 650 HM bis zur Post, und genau diese 150 HM werden ihr zu Qual - die Knie beginnen zu schmerzen, die Beine zu zittern und die Mundwinkel werden spitz. Ich rede ihr gut zu, verlangsame das Tempo: ich favorisiere das Runterrennen generell und bin diesbezüglich auch sehr trittsicher. Um 17.03 stehen wir verschwitzt und „prustend“ an der Post von Chironico, fünf Minuten später fährt der Mini-Bus nach Lavorgo.


Tipp für 2-Tagestour:
Gasthäuser
  • Dalpe Cornone: Hotel-Restaurant Des Alpes, Piazza da Cornon 2
  • Gribbio: Rist.Ul Ciurlin, Tel. 079 354 04 40
  • Ces: https://www.cesnet.ch, landwirtschaftliche Produkte, Arbeitswochen und Seminare
  • Lavorgo: Albergo Defanti, Tel. 091 865 14 34, Zimmer, empfehlenswert
  • Giornico: Grotto dei due ponti,Tel. 091 864 20 30
Links
Karten und Bücher
Wanderungen in der Gegend

Bei der Wandersite findet man nicht nur Wegbeschreibungen und Links dazu, sondern auch Adressen und Telefonnummern der Gasthäuser unterwegs. Es liegt in der Natur der Sache, dass solche Informationen veralten. Hier werden Besucher um Verständnis und aktive Mitarbeit gebeten - Nachwanderer werden es Ihnen danken. Aktualisierungen, Erfahrungen oder eigene Wandertipps nimmt gerne entgegen: info@wandersite.ch
alle Tageswanderungen
zur Titelseite
nach oben